Sie wurde in den 70igern von Gilbert Baker entworfen – aber hast du gewusst, dass sich der Künstler bei jeder einzelnen Farbe auch was gedacht hat?
Anlässlich des Pride Months zeige ich dir 5 außergewöhnliche Titel und damit 5 Storys von queeren Held*innen, die eine der folgenden Farben der Regenbogenflagge repräsentieren: Indigoblau, Rot, Türkis, Pink und Violett!
Los geht’s mit …
Erde 0
oder Indigoblau … für Harmonie über unsere Dimension hinaus!
Okay, Harmonie ist nicht das Wort, das mir hier auf Anhieb einfällt. Denn
harmonisch ist die Dystopie in ERDE 0 von Micaiah Johnson sicher nicht … doch Harmonie ist das größte Bedürfnis der queeren Hauptfigur in einer Handlung voller Sozialkritik, Diversity und Spannung! Denn in diesem Sci-Fi Titel hat es die Menschheit geschafft, Tore zum Multiversum zu öffnen! Kontrolliert, finanziert und ausgebeutet wird diese Technologie von einem Konzern und dessen CEO. Cara selbst stammt von der “originalen” Erde. Die Schere zwischen Arm und Reich hat auf Erde 0 ein schier unvorstellbares Ausmaß angenommen. Nirgendwo sonst zeigt sich dies besser als in der Aufteilung des Konzerns, der sich im benachbarten Wiley City befindet. In den oberen Stockwerken arbeiten (und herrschen) die bessergestellten Mitarbeiter beinahe wie Adelige. In den unteren Etagen finden sich die Traverser*innen wieder, die aus den Slums rekrutiert werden. Diejenigen, die das Multiversum für Ressourcen und Informationen bereisen … der makabre Clou an der Sache: Die Traverser*innen können das nur überleben, weil sie auf den meisten Versionen der Erde bereits tot sind. Denn ihr Schicksal als Obdachlose, Kriminelle usw. ist unabhängig von ihrem Heimatplaneten. Finster! Es gibt zwei gepfefferte Twists im Hörbuch, die der spannenden Story ordentliche 180 Grad Wendungen geben … und beide haben was mit dem großen Love Interest von Cara zu tun: Die Gedanken und Handlungen Caras drehen sich nämlich rund um die Uhr um ihre Chefin, der reichen Firmenerbin Dell. Aber eine gigantische soziale Kluft trennt die beiden Frauen und macht ihre Beziehung komplexer als das Worldbuilding von ERDE 0.
Die Schwarze Schar
oder Rot … für ein leidenschaftliches Leben!
Rot steht in der Regenbogenflagge für das Leben. Im Moment zu leben, das Leben so zu nehmen, wie es ist, Leben schenken, das Leben anderer zu bereichern … es gibt so viele Möglichkeiten! In DIE SCHWARZE SCHAR hat die Hauptfigur nicht nur feuerrotes Haar – sondern trifft zu Beginn der Fantasy-Handlung eine lebensverändernde Entscheidung! In der Welt von DIE SCHWARZE SCHAR, erdacht von Bestsellerautor Nicholas Eames, wandern Banden auf der Suche nach Schätzen und Ruhm durch die Gegend – nach dem Prinzip, das du vielleicht aus Videospielen wie DUNGEON SIEGE oder DIVINITY – ORIGINAL SIN bzw. aus DUNGEON & DRAGONS kennst. Sie bestehen – ähnlich wie in der Amazon Prime – Serie THE BOYS, aus teils übermenschlichen Wesen und sind in dem Universum echte Superstars! Im Prinzip wie die Mitglieder einer Musikband oder so ähnlich. Damit ihre Bekanntheit wächst, wird jede Gruppe wird von einem Barden begleitet, der die Heldentaten in eingängigen Songs verewigt „Toss a coin to your Witcher!“.
Aber vor allem die Hauptfigur und ihr Charakter-Ark macht DIE SCHWARZE SCHAR zu einem Kleinod und Vorzeigebeispiel für Diversity-Fantasy!
Tam Hashford, Schankmaid in ihrem kleinen Dorf, erlebt nämlich eine der berühmtesten Abenteurer-Gruppen aus nächster Nähe … die legendären Mitglieder von “Fable” und schließt sich ihnen an. Mit von der Partie ist neben den klassischen Archetypen (Barbar, Zauberer, Schurke) die Tintenhexe Cura, Bad Ass und Love Interest der Handlung. Denn während sich Tam mit Fable auf einer Quest gegen ein unglaubliches Monster befindet, entspinnt sich zwischen den beiden Frauen ein Romanze … die anfangs sehr einseitig, später zu einem Motor der spannenden Story wird!
Waffenschwestern
oder Türkis … für die Schönheit der Kunst und die Wunder der Magie!
„Die Kunst ist die stärkste Form des Individualismus.”, sagte einst Oscar Wilde. Der homosexuelle Schriftsteller litt zeitlebens unter seiner Andersartigkeit in einer homophoben Gesellschaft – und verarbeitete seine Gefühle in der Kunst.
Kunst ist eine Zuflucht für jede*n, der sich anders und ausgegrenzt fühlt. Deswegen steht die Farbe Türkis in der LGBTQ+-Flagge für die heilende Wirkung der Kunst auf unsere Seele … sowie eine geheimnisvolle Prise Magie!
In WAFFENSCHWESTERN von Mark Lawrence, gesprochen von der fabelhaften Stephanie Preis, erlebst du Kunst, Magie und mehrere einzigartige queere Liebesgeschichten auf eine fantastische Weise erzählt! Man könnte das “Kloster Zur Barmherzigen Gnade” auch als Kunsthochschule bezeichnen – wenn man ein sauber durchgeführtes Attentat Kunst nennen will … Mädchen ab dem zarten Alter von 8 Jahren lernen dort das Töten – inmitten des schneeverwehten Gebirges im Herzen eines faszinierenden Fantasy-Reichs. WAFFENSCHWESTERN, KLINGENTÄNZER und SCHATTENKÄMPFER ist eine Trilogie über die queere Hauptfigur Nona. Die verprügelte einen Adeligen vom allerhöchsten Rang, was eine unvorhersehbares Ereignis nach dem anderen auslöst – und ihr Leben ordentlich durcheinander würfelt! Denn Nona wird zum Tode verurteilt, im letzten Moment wird sie jedoch von den mysteriösen Schwestern eines mächtigen Klosters gerettet. Während Nona den brutalen Alltag einer Assassine in Spe über sich ergehen lässt entwickelt sich eine zarte Freundschaft mit dem Mädchen Arabella. Während die Teenager an den immer neuen, härteren Herausforderungen wachsen, entsteht eine wunderschöne Liebesbeziehung. Auch die Ausbilderinnen, etwa Schwester Apfel und Schwester Kessel sind auf eine sehr innige Weise verbunden. Das Schönste an dem Ganzen: die queeren Beziehungen werden vom Autor so natürlich und selbstverständlich in die rasante Handlung eingeflochten, wie es sein soll. Mehr davon!
Ex -Talk oder Pink für befreite Sexualität!
Die Sexszenen in ExTalk sind nicht gerade zimperlich … aber das Lustige: das ist nur so, weil Hauptfigur Shay so lange braucht, um ihren heimlichen Gefühlen zu Kollege und Büro-Feind Dominic nachzugeben. Ich verspreche dir, es wird ein emotional. Warum das Hörbuch aber vor allem perfekt in meine LGBTQ+-Liste passt: Shays Assistentin/Mentorin im Radiosender, wo ein Großteil der Handlung stattfindet, heißt Paloma Powers und ist mit einer Frau zusammen. Sie führen mit Anfang Vierzig das Leben eines frisch verliebten Paares in den wilden Zwanzigern – spontane Reisen, 3 Dollar-Cocktail-Abend und Scheiß auf den Kater danach! Kinder? Nein, Danke – Palomas und ihre Partnerin lassen sich ihren Lebensentwurf von keiner gesellschaftlichen Norm beeinflussen. Was Ex Talk so einzigartig macht, ist die Darstellung der Schwierigkeiten, die so ein Lebensentwurf mit sich bringt: Eine queere Karrierefrau in einer Männerdomäne mit einem sexistischen Arschloch als Chef. So wurde sie vor ihrem Outing von Kent, dem selbstgefälligen und sexistischen Oberhengst des Senders, angemacht … nachdem sie ihm jedoch höflich einen Korb gibt, rächt sich Kent mit undankbaren Aufgaben im Sender!
Als eben dieser droht, pleite zu gehen, entlässt Kent Paloma sogar als einer der ersten Mitarbeiter*innen … diese sieht das nur als weitere Gelegenheit und moderiert promt eine Jazzsendung bei einem Konkurrenz-Sender! Eine Power- und Erfolgsfrau trotz aller Widerstände – von denen im Hörbuch nicht wenige gezeigt werden. Unfair? Und spätestens wenn Paloma in einer Schlüsselszene Shay mit ein paar Worten aus einem verzwickten Lage hilft, wird zum absoluten Vorbild für genial geschriebene Frauenfiguren!
Was damals geschah oder Violett … für unsere Seele
Wenn wir von Seele sprechen meinen wir damit die Gefühlsregungen und geistigen Vorgänge, die in uns stattfinden. Die britische Bestsellerautorin Lisa Jewell ist eine Meisterin darin, diese darzustellen und schafft Gesamtheit aller es wie keine zweite, uns in die Seelen ihrer Charaktere blicken zu lassen Dabei hat mich selten ein Thriller derart mitgenommen wie WAS DAMALS GESCHAH! Einer der drei Hauptcharaktere, Henry, hat sogar ein sehr ähnliches Problem wie Nick Nelson aus HEARTSTOPPER … er ist in einen charismatischen Jungen verliebt, der wie ein Frühlingssturm durch sein Leben in einem Herrenhaus in London weht. Aber fangen wir am Anfang der Katastrophe an: Libby, eine krisengebeutelte junge Frau aus London, erbt aus dem Nichts eine Villa im teuersten Viertel der Stadt. Zudem erfährt Libby, dass sie als Baby in derselben Villa gefunden wurde … neben drei Toten. Die Spur führt mehrere Jahrzehnte in die Vergangenheit – in eine Zeit, als der Teenager Junge Henry miterleben muss, wie eine Sekte unter der Führung des Wunderheilers David langsam die Kontrolle über seine Familie und das Herrenhaus übernimmt. Parallelen zum oscarprämierten Drama Parasite gibt es zuhauf! Das Leben von Henry wird zum Horrorkabinett. Zur selben Zeit entdeckt der pubertierende, verwirrte und wütende Junge seine Sexualität, als er sich ausgerechnet in den Sohn des Sektenführers verliebt: Phin.
Es folgen zarte Annäherungsversuche, bei denen Henry – und auch du als Hörer – nie sicher sein kannst, was Phin eigentlich selbst möchte … ein gemeinsamer Drogentrip unter freiem Sternenhimmel führt zu nie gekannter Intimität … direkt darauf aber wieder eine grausame Entfremdung. Es ist zum Verzweifeln spannend!
Lisa Jewell spielt die Stadien des Verliebtseins, den unendlichen Schmerz von unerwiderter Liebe und die über allem stehende Sehnsucht in der klaustophobischen Enge des Herrenhauses durch – und das aus der Sicht eines Jungen, der mit seiner erwachenden Homosexualität ja schon genug Probleme hat!
Dabei spielt die Autorin mit deinen Gefühlen Klavier – und wird hervorragend ergänzt durch Sprecherin Sandrine Mittelstädt.
Ich wünsche dir einen wunderbaren Juni und einen spannenden Pride Month mit unseren Titeln!
Hat dir meine Liste gefallen? Meine Tipps gibt’s für dich natürlich nicht nur auf Spotify – sondern auch bei Audible, Apple Music, Bookbeat oder Storytel..
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Dein Anton